„Bislang hat sich Deutschland nicht auf die Klimakrise vorbereitet“

„Bislang hat sich Deutschland nicht auf die Klimakrise vorbereitet“, lautet das ernüchternde Fazit von Susanne Götze und Annika Joeres in ihrem Buch „Klima außer Kontrolle“ (Piper). „Es gibt bisher vor allem viele Pläne zur Klimaanpassung und wenige Verpflichtungen, viele kluge Worte, aber wenig Umsetzung.“

Dabei spüren nicht nur wir Bevölkerungsschützer die Auswirkungen der Klimakrise schon heute: tödliche Überschwemmungen, verheerende Waldbrände, drückende Hitzewellen.

„Die Vorstellung, die Republik sei ein sicherer Hafen, an der der Klimawandel vorbeigehe, ist obsolet geworden. Deutschland ist beim Katastrophenschutz besser gerüstet als weit entfernte Dörfer in Mittelamerika oder in Bangladesch – aber trotzdem schlecht auf die Naturgewalten vorbereitet, an deren Frequenz man hierzulande nicht gewöhnt ist.“

Susanne Götze und Annika Joeres in ihrem Buch „Klima außer Kontrolle“

Hochwasser-Demenz im Ahrtal

Beispiel Ahrtal: Dort gab es 1804 und 1910 verheerende Hochwasser, aber die wurden von den Behörden und auch den Bewohnern verdrängt. Auf Überflutungsflächen entstanden Häuser, die dann weggespült wurden. Jetzt werden sie am selben Ort wieder aufgebaut.

„Hochwasser-Demenz“ nennen das die Autorinnen und beklagen: „Es wird in Deutschland wenig Geld in Prävention, aber sehr viel Geld in Schadensbeseitigung gesteckt.“

Dreitausend. Dreitausend Häuser wurden bei der Flutkatastrophe 2021 von der Ahr überschwemmt, ihre Keller mit Schlamm gefüllt, ihre Gärten mit giftigem Schlick bedeckt, manche ihrer Bewohnerinnen und Bewohner sind ertrunken. Trotzdem sollen sie bald wieder so aufgebaut werden, als sei nichts geschehen. Als hätte das idyllische Tal mit den Weinbergen nicht gerade erst die tödlichste und teuerste Hochwasserkatastrophe der Bundesrepublik erlebt.

Susanne Götze und Annika Joeres in ihrem Buch „Klima außer Kontrolle“

Nötig wäre, die Macht der sich verändernden Natur anzuerkennen. Aber selbst dort, wo es zum Beispiel Überflutungskarten gibt, sind sie oft nicht öffentlich: „Dahinter steht die Sorge, dass die Preise von Immobilien in Starkregengebieten fallen könnten“. Dieses Wegsehen wird aber schon in naher Zukunft nicht mehr möglich sein.

Rückzug und Verzicht sind nötig

Das Thema geht uns alle an: „Es geht hier um unser Leben. Um das nackte Überleben bei Katastrophenfällen. Aber es geht auch darum, in welchem gesundheitlichen Zustand, mit welcher Lebensqualität wir die nächsten Jahrzehnte verbringen wollen.“ Aber: „Lieber verharren die Menschen in Stau, Depression und schlechtem Essen, als ihr Leben zu ändern.“

Die beiden Journalistinnen zeigen, was dringend getan werden muss und wie wir uns vorbereiten können. Das Buch über das Überleben in der Klimakrise ist immer auch ein Plädoyer für mehr Klimaschutz. Ein wichtiges Buch.

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