Am 13. März 2025 fand in Hessen erstmals ein landesweiter Warntag statt – ein wichtiger Schritt zur Stärkung des Bevölkerungsschutzes und der Risikokommunikation. In Hattersheim am Main (Main-Taunus-Kreis) beteiligten sich die Feuerwehren aktiv an der Übung und setzten dabei erstmals das mobile Warn- und Kommunikationssystem MOWACOM ein. Die gesammelten Erkenntnisse liefern wertvolle Impulse für Kommunen, Einsatzkräfte und Entscheider auf Landes- und Bundesebene.

Mobile Warnung – eine wichtige Ergänzung im Warnmittelmix
Modulare Warn- und Informationssysteme ergänzen bestehende Sirenen, Apps und digitale Kanäle. Sie bieten die Möglichkeit, zielgerichtet und lokal flexibel auf Bedrohungslagen zu reagieren – besonders dort, wo andere Warnmittel nicht greifen. In Hattersheim kamen drei fahrzeuggestützte Lautsprechersysteme zum Einsatz, die eine vorbereitete Durchsage ausspielten.
Erkenntnisse aus Hattersheim: Was gut lief – und was besser werden muss
1. Routenplanung erfordert Ortskenntnis und Flexibilität
Ein zentrales Fazit der Übung: Die zuvor festgelegten Warnrouten konnten teilweise nicht wie geplant befahren werden. Einbahnstraßen, Poller und andere Hindernisse führten zu Anpassungen während der Fahrt – etwa der Entscheidung, nur Kreuzungen zu beschallen. Für reale Einsatzlagen ist eine detaillierte, praxistaugliche Routenplanung und eine Beschallung aller befahrbarer Straße und Wege im betroffenen Gebiet unabdingbar.
2. Tempo drosseln für Verständlichkeit
Die Durchsagen waren bei einer Geschwindigkeit von maximal 10 km/h gut verständlich – schnelleres Fahren reduziert die Reichweite und Klarheit erheblich. Als Referenzwert können damit etwa 5 Kilometer Strecke in 30 Minuten angenommen werden. Die Fahrgeschwindigkeit sollte zudem an die Länge der Durchsagen und an die vorherrschende Bebauung angepasst werden.
3. Lautstärke ist (lebens)wichtig
Moderne Fenster mit hoher Schalldämmung sind eine große Herausforderung für akustische Warnsysteme. Um Durchsagen selbst bei geschlossenen Fenstern hörbar zu machen, ist der Einsatz der maximalen Lautstärke zwingend notwendig.
4. Klare Sprache, einfache Inhalte
Durchsagen müssen kurz, prägnant und handlungsorientiert sein. Eine Einleitung („Achtung, Achtung! Hier spricht Ihre Feuerwehr!“) ist hilfreich, um zunächst Aufmerksamkeit zu generieren. Im Ernstfall sollten vorbereitete Standardtexte genutzt werden. Der Einsatz KI-generierter Sprachausgabe (z. B. über luvvoice.com) hat sich dabei bewährt. In Verbindung mit Übersetzungstools, wie Deepl, sind damit auch Durchsagen in verschiedenen Sprachen einfach umsetzbar.
5. Doppelt hält besser: Warntrupp mit zwei Personen
Ein effektiver Warntrupp besteht idealerweise aus zwei Personen: Maschinist und Truppführer. Letzterer übernimmt dabei neben der Bedienung der Technik auch Dokumentation, Kommunikation und Navigation.
6. Kommunikation nach außen ist entscheidend
Ohne begleitende Kommunikation im Vorfeld wissen viele Bürgerinnen und Bürger nicht, was sie erwartet. In Kommentaren auf hessenschau.de wurde deutlich, dass die Notwendigkeit und der Zweck des Warntags nicht überall verstanden wurden. Eine proaktive, mehrkanalige Risikokommunikation über lokale Medien, Social Media, Webseiten von Stadt und Feuerwehr ist unverzichtbar.
7. Reaktionen aus der Bevölkerung: meist positiv
Während der Durchfahrten wurden die Warntrupps überwiegend freundlich begrüßt – etwa mit „Daumen hoch“ aus Fenstern und von Passanten. Kritik gab es in Einzelfällen zu schlecht verständlichen Durchsagen oder zu leisen Sirenen. Solches Feedback ist wertvoll und sollte systematisch erfasst und ausgewertet werden.
8. Technische Kinderkrankheiten bei Warn-Apps
Laut dem Hessischen Innenministerium kam es bei der Übertragung von Warnmeldungen an hessenWARN und KATWARN zu einem Fehler – die Auslösung blieb aus. Solche Ausfälle unterstreichen die Bedeutung redundanter Warnmittel, zu denen auch mobile Systeme wie MOWACOM zählen.
Ausblick: Warnsysteme dauerhaft etablieren
Die Feuerwehren der Stadt Hattersheim am Main wollen die Durchsagefahrten mit MOWACOM dauerhaft in die Planungen einbinden – sowohl zum landesweiten Warntag im März als auch zum bundesweiten Warntag im September. Dabei sollten jährlich wechselnde Routen befahren werden, um alle Stadtteile sukzessive zu erreichen.
Fazit
Der Einsatz mobiler Warnsysteme ist eine wirksame Ergänzung zum bestehenden Warnmittelmix. Die Übung in Hattersheim zeigt aber auch: Es bedarf klarer Abläufe, verlässlicher Technik und einer durchdachten Kommunikationsstrategie, um die Bevölkerung effektiv zu erreichen. Gerade vor dem Hintergrund zunehmender Extremwetterlagen, Stromausfällen oder anderen Großschadenslagen ist ein flexibles, redundantes Warnsystem heute wichtiger denn je.
Mobile Warnung kann Leben retten – wenn wir sie klug einsetzen.