Am 3. Mai wird weltweit der Internationale Tag der Pressefreiheit begangen. Ein Tag, der nicht nur Journalistinnen und Journalisten betrifft, sondern auch jene, die in demokratischen Strukturen Verantwortung tragen – darunter auch Feuerwehren, Katastrophenschützer und Einsatzleitungen.
Denn Pressefreiheit ist kein abstraktes Ideal. Sie hat direkte Auswirkungen auf unser Zusammenleben, auf öffentliche Debatten – und auch auf das Vertrauen in Institutionen wie die Feuerwehr.
„Nahaufnahme Deutschland 2025“ – Ein beunruhigender Lagebericht
Der aktuelle Bericht „Nahaufnahme Deutschland 2025“ von Reporter ohne Grenzen (RSF) dokumentiert 89 Angriffe auf Medienschaffende im Jahr 2024 – die Mehrheit davon körperlicher Natur. Besonders betroffen war Berlin: Dort verzeichnete RSF allein 49 Angriffe bei Demonstrationen mit Nahost-Bezug.
Was dabei oft übersehen wird: Einsatzkräfte von Polizei, Rettungsdienst und Feuerwehr geraten in diesen Situationen häufig ebenfalls unter Druck, werden gefilmt, bedrängt oder in politische Konflikte hineingezogen. Dabei sind sie – wie die Presse – zur Neutralität verpflichtet. Diese Parallele verdeutlicht, dass Pressefreiheit und das Vertrauen in staatliche Institutionen auf denselben demokratischen Fundamenten beruhen.
Ein Fallbeispiel aus Raunheim: Kritik an der Presse oder Versuch der Einflussnahme?
Wie schnell dieser Grundsatz ins Wanken geraten kann, zeigte Anfang 2025 ein Vorfall im südhessischen Raunheim. Die Lokalzeitung Main-Spitze berichtete über die Jahreshauptversammlung der dortigen Feuerwehr und veröffentlichte ein Gruppenfoto – allerdings in einer bearbeiteten Version, auf der der Bürgermeister nicht mehr zu sehen war. Die Reaktion folgte prompt: Feuerwehrführung und Bürgermeister kritisierten die Redaktion öffentlich.
Der ausführliche Beitrag auf sachgebiet5.de beleuchtet die Debatte differenziert. Während der Bürgermeister sich in seiner Rolle übergangen fühlte, berief sich die Redaktion auf redaktionelle Freiheit und journalistische Sorgfalt. Unterstützung erhielt sie dabei vom Deutschen Journalisten-Verband (DJV) Hessen, der klar Stellung bezog: Redaktionen sind weder Pressestellen der Verwaltung noch verpflichtet, jede gewünschte Darstellung abzubilden.
Dieser Fall zeigt exemplarisch, wie schnell die Grenze zwischen berechtigter Kritik und indirektem Druck auf Medien überschritten werden kann – auch auf kommunaler Ebene.
Warum Pressefreiheit auch für die Feuerwehr relevant ist
Was hat das alles mit der Feuerwehr zu tun? Mehr, als man auf den ersten Blick meint:
- Öffentlichkeit und Vertrauen: Feuerwehren genießen hohes Ansehen – auch dank medialer Berichterstattung. Wird diese aber nur noch als PR-Instrument verstanden, verliert sie an Glaubwürdigkeit.
- Dokumentation und Kontrolle: Freie Berichterstattung über Einsätze, Missstände oder politische Entscheidungen rund um den Brand- und Katastrophenschutz ist notwendig, um Verbesserungen anzustoßen – und um Versäumnisse nicht unter den Teppich zu kehren.
- Zusammenarbeit mit Medien im Einsatz: Vor Ort sind Medien oft schnell zur Stelle. Feuerwehrpressesprecher:innen und Einsatzleitungen müssen die Balance finden zwischen Informationspflicht, Schutz der Privatsphäre und dem Recht auf Berichterstattung. Wer Journalist:innen unter Generalverdacht stellt oder sie als Gegner betrachtet, gefährdet dieses Zusammenspiel.
- Demokratische Resilienz: Gerade im Bevölkerungsschutz geht es auch um die Verteidigung demokratischer Werte. Pressefreiheit gehört untrennbar dazu. Wer die Arbeit freier Medien einschränkt – aus welchem Grund auch immer –, schwächt das Fundament, auf dem auch Einsatzorganisationen stehen.
Pressefreiheit verteidigen – auch im Kleinen
Pressefreiheit beginnt nicht erst bei überregionalen Skandalen oder internationalen Konflikten. Sie zeigt sich auch im respektvollen Umgang zwischen kommunaler Feuerwehr und lokaler Redaktion – im Verständnis dafür, dass nicht jede Schlagzeile gefallen muss, um gerechtfertigt zu sein.
Der Internationale Tag der Pressefreiheit ist ein guter Anlass, sich das bewusst zu machen. Für Führungskräfte in der Gefahrenabwehr heißt das auch: Medienkompetenz fördern, Kritik zulassen und die eigenen Informationswege transparent gestalten. Denn nur wer selbst offen kommuniziert, kann glaubwürdig für eine offene Gesellschaft eintreten.