Neue Handlungshilfe zur Presse- und Medienarbeit: Ein praxisnaher Leitfaden für Hessens Feuerwehren

Am 11. April 2025 stellte der Landesfeuerwehrverband Hessen (LFV Hessen) in Alsfeld eine neue Handlungshilfe zum Thema Presse- und Medienarbeit vor. Der kompakte, aber inhaltlich gehaltvolle Leitfaden richtet sich an Führungskräfte und Öffentlichkeitsbeauftragte des privatrechtlichen Bereichs der Vereine und Verbände sowie für den öffentlich-rechtlichen Bereich der (Freiwilligen) Feuerwehren gleichermaßen – mit dem klaren Ziel, Sicherheit im medialen Auftreten zu vermitteln und eine aktive, strategische Kommunikation zu fördern.

Warum Öffentlichkeitsarbeit heute Pflicht ist – nicht Kür

In seinem Vorwort betont LFV-Präsident Norbert Fischer: Öffentlichkeitsarbeit ist Recht und Pflicht jeder Feuerwehr. Wer nicht selbst kommuniziert, riskiert, falsch oder gar nicht wahrgenommen zu werden. In Zeiten von Informationsüberflutung, wachsendem Misstrauen gegenüber Institutionen und der ständigen Online-Kommunikation wird der eigene mediale Auftritt zur strategischen Aufgabe.

Die Handlungshilfe stellt klar: Feuerwehren genießen in der Bevölkerung großes Vertrauen – aber dieses Vertrauen muss täglich durch professionelle Kommunikation gestützt werden.

Inhaltliche Schwerpunkte der Handlungshilfe

Die Handlungshilfe ist praxisorientiert aufgebaut und enthält u. a. folgende zentrale Bausteine:

1. Grundlagen der Medienarbeit

  • Was ist gute Öffentlichkeitsarbeit?
  • Welche Ziele verfolgt sie?
  • Welche Kanäle stehen zur Verfügung – und welche Rolle spielt Glaubwürdigkeit?

Beispiel: Für Pressemitteilungen wird eine konkrete Struktur vorgeschlagen: kurze, prägnante Sprache, Konzentration auf das Wesentliche, Kontaktmöglichkeit anfügen. Die Aufzählung aller beteiligten Ortsteilfeuerwehren samt Fahrzeugen ist allerdings nicht zielführend.

2. Verhalten bei Medienanfragen

Der Leitfaden gibt Hinweise für den professionellen Umgang mit Journalisten – vom Erstkontakt bis zur Nachbereitung. Besonders hilfreich ist die Checkliste für Interviewsituationen: Wer spricht? Was darf gesagt werden? Was gehört nicht in die Öffentlichkeit?

Kritischer Punkt: Es fehlt die Klarheit, dass kein Journalist im Besitz eines Presseausweises sein muss. Er ist daher nicht geeignet, die Legitimität der journalistischen Tätigkeit festzustellen.

3. Soziale Medien: Chancen und Fallstricke

Social Media wird als bedeutender Kanal zur Kommunikation mit der Bevölkerung behandelt – mit Beispielen für:

  • Einsatzberichte (faktenbasiert, ohne Sensationalismus)
  • Warnmeldungen
  • Nachwuchswerbung

Gleichzeitig wird auch gewarnt: Feuerwehrinterne Diskussionen oder Meinungsverschiedenheiten gehören nicht ins Netz. Auch Fotos mit Betroffenen, Kfz-Kennzeichen oder erkennbarem Leidenskontext sind tabu.

Beispiel für eine klare Regel: „Veröffentlicht wird nur durch autorisierte Kräfte – nie spontan aus dem Einsatz heraus.“

Wünschenswert wäre auch ein Hinweis auf den sinnvollen und zielgruppengerechten Aufbau eines Social-Media-Postings – ohne Einsatzstichworte und die Aufzählung von Fahrzeugabkürzungen.

4. Krisenkommunikation und mediale Selbstkontrolle

Ein Kapitel widmet sich der Kommunikation in besonderen Lagen – etwa bei Großschadensereignissen, tödlichen Einsätzen oder heiklen politischen Kontexten. Hier braucht es Fingerspitzengefühl, rechtliches Wissen und ein klares Bild davon, wer nach innen und außen kommuniziert. Zur Krisenkommunikation kann jedoch noch einiges mehr gesagt werden – in der Handlungshilfe geht das wichtige Thema etwas unter.

Lobenswert: Die Handlungshilfe ruft zur Selbstreflexion auf – jede Feuerwehr sollte regelmäßig prüfen: „Wie wirken wir nach außen?“

Einordnung und Bewertung

Die neue Handlungshilfe des LFV Hessen überzeugt durch klare Sprache, Praxisnähe und eine angemessene Tiefe. Besonders positiv hervorzuheben ist:

  • die realistische Einschätzung des medialen Drucks, unter dem Einsatzkräfte stehen können,
  • die Orientierung an gängigen Plattformen (von Print bis Social Media),
  • die Förderung eines verantwortungsvollen Kommunikationsverhaltens.

Verbesserungspotenziale:

  • Das Spannungsfeld der Zusammenarbeit mit und die Rolle der kommunalen Pressestellen könnte stärker betont werden.
  • Hinweise zur Nutzung von Medieninhalten Dritter (Rechte, Urheber) sind knapp gehalten.
  • Für kleinere Wehren ohne eigene Öffentlichkeitsbeauftragte wären noch mehr „Low-Level“-Beispiele hilfreich.
  • Eine intensivere Widmung der Themen Risiko- und Krisenkommunikation sowie Warnung wären wünschenswert.

Fazit: Starke Grundlage für professionelle Kommunikation

Mit dieser Handlungshilfe gibt der LFV Hessen ein solides Instrument an die Hand, das jede Feuerwehr in Hessen nutzen sollte. Öffentlichkeitsarbeit ist heute mehr denn je Teil der Einsatzvorbereitung – wer hier professionell agiert, sichert Vertrauen, Unterstützung und Anerkennung.

Pressemitteilung des LFV Hessen: feuerwehr-hessen.de – Beitrag vom 11.04.2025

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