Die steigende Bedeutung von Risiko- und Krisenkommunikation für Feuerwehr und Bevölkerungsschutz…

Als ich anfing, mich mit dem Thema Kommunikation, also Presse- und Öffentlichkeitsarbeit, bei der Feuerwehr zu beschäftigen, begannen gerade die ersten Feuerwehren, über ihre Arbeit auf eigenen Internetseiten zu informieren. Das war so 2004 – mit 15 Jahren. Informationen über Einsätze bekam man aus dem Radio, am nächsten Tag aus der Tageszeitung – oder bei Großereignissen aus den Fernsehnachrichten. Für die Feuerwehren war es damals ausreichend, die Presse zu informieren – sei es per Pressemitteilung oder direkt vor Ort bei den Reportern. Heute haben die sozialen Medien dieses System in den Schatten gestellt – mit zahlreichen Vorteilen, aber auch einigen Nachteilen…

Chancen und Herausforderungen sozialer Medien im Einsatzalltag

Einerseits ist es für die Feuerwehren eine unglaubliche Chance, selbst und direkt über ihre Arbeit zu berichten, einen Blick hinter die Kulissen zu gewähren und so Verständnis für ihre Arbeit zu schaffen, aber auch neue Mitglieder zu gewinnen. Andererseits erfordert das schnelllebige Zeitalter der sozialen Medien auch eine schnelle Kommunikation. Denn Fehlinformationen können sich schnell verbreiten und mitunter reale Auswirkungen auf den Einsatz haben.

Krisenkommunikation ist Krisenmanagement

Die zahlreichen Krisen der jüngeren Vergangenheit wie die Hochwasserkatastrophe im Ahrtal, das Erdbeben in der Türkei, die großen Waldbrände in Brandenburg und der Sächsischen Schweiz oder der Krieg in der Ukraine machen mehr als deutlich, dass Krisenkommunikation ein entscheidender Teil des Krisenmanagements ist. Denn gerade in Krisen – egal ob klein oder groß – ist es notwendig, den gleichen Informations- und Wissensstand bei allen Verantwortlichen sicherzustellen und Medien und Bevölkerung möglichst umfassend, aktuell, widerspruchsfrei und wahrheitsgemäß zu informieren. Das beginnt bei der Vorwarnung eines Ereignisses (sofern eine Vorwarnung möglich ist), ist ganz entscheidend bei der akuten Warnung der Bevölkerung und setzt sich in der Krisenkommunikation fort. Dies ist landesweit eine große Herausforderung für Landkreise, Kommunen und Feuerwehren. Eine gute Vorbereitung ist hier das A und O. Und hier gibt es vielerorts noch Optimierungspotenzial. Aber sich nicht mit dem Thema zu beschäftigen, ist heute keine Option mehr.

Risikokommunikation: Vorbereitung statt Panikmache

Wichtig ist aber auch eine Risikokommunikation, die der Krisenkommunikation den Weg bereitet und die Bürgerinnen und Bürger auf mögliche Krisen und Katastrophen vorbereitet. Im Rahmen der alltäglichen Gefahrenabwehr sind Feuerwehren und Hilfsorganisationen bei Bränden, Verkehrsunfällen und anderen Gefahrensituationen immer sofort zur Stelle. Bei größeren Krisen und Katastrophen können die Kräfte der Gefahrenabwehr jedoch nicht mehr auf die individuellen Bedürfnisse jedes Einzelnen eingehen. Das funktioniert schon bei großflächigen Ereignissen wie Starkregen oder Sturm nicht. Dann können auch nicht alle vollgelaufenen Keller gleichzeitig leergepumpt oder alle umgestürzten Bäume und losen Dachziegel gleichzeitig beseitigt werden. Hier ist die Eigeninitiative der Bevölkerung gefragt – bei größeren Krisen und Katastrophen umso mehr. Das Verständnis dafür ist aber in den letzten Jahren in der Bevölkerung wie auch in der Politik verloren gegangen. Hier muss nun mühsam wieder allen klar gemacht werden, dass Eigenvorsorge keine Panikmache, sondern eine wichtige Notwendigkeit ist.

Feuerwehren als glaubwürdige Multiplikatoren vor Ort

Die Feuerwehren und Hilfsorganisationen sind bei der Risikokommunikation besonders gefordert. Neben dem Verhalten im Brandfall, der Notwendigkeit von Rauchmeldern oder dem Absetzen eines Notrufs muss auch über die Katastrophenvorsorge informiert werden. Denn die Feuerwehren sind überall vor Ort und eine vertrauenswürdige Anlaufstelle für die Menschen. Und eine vorbereitete und resiliente Gesellschaft kommt in erster Linie den Einsatzkräften vor Ort zugute. Darüber hinaus haben die Pressestellen in den Kreisen und Kommunen eine Vielzahl anderer Themen zu bearbeiten. Und die Feuerwehrfrauen und -männer sind die Experten, wenn es um Krisen und Katastrophen geht. Aber auch bei den Feuerwehren muss das Bewusstsein für den notwendigen Selbstschutz erst wieder aufgebaut werden. Und es bedarf des persönlichen Engagements kommunikationsaffiner Feuerwehrleute, des politischen Willens, dafür Freiräume zu schaffen, und des Vertrauens in die Arbeit der Kommunikatoren.

Kommunikation als Teil der Einsatzbereitschaft verstehen

Kommunikation ist längst mehr als ein Nebenschauplatz im Einsatz- oder Katastrophenfall – sie ist ein integraler Bestandteil der Gefahrenabwehr. Nur wer informiert, kann Vertrauen schaffen, Orientierung geben und richtiges Verhalten fördern. Damit Kommunikation in Krisen funktioniert, braucht es nicht nur Technik und Konzepte, sondern auch Menschen, die bereit sind, Verantwortung zu übernehmen – in den Pressestellen, bei den Feuerwehren, in den Führungsebenen. Denn gute Krisen- und Risikokommunikation beginnt lange vor dem Ereignis – und entscheidet im Ernstfall über Sicherheit und Zusammenhalt.

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