„Besondere Lagen erfordern eine besondere Kommunikation“

Besondere Lagen erfordern eine besondere Kommunikation: Julia Lupp und Christian Rosenberger sprechen in ihrem Podcast „Kleinstadtniveau“ gemeinsam mit Michael Ehresmann über die Krisenkommunikation im Rheingau-Taunus-Kreis (Hessen). Michael Ehresmann ist ehrenamtlicher Kreisbrandmeister für Presse- und Öffentlichkeitsarbeit im Rheingau-Taunus-Kreis und somit für die Krisenkommunikation des gesamten Blaulicht-Bereiches (außer Polizei) zuständig. Hauptberuflich ist er als Einsatzleitdienst und Sachbearbeiter für die Öffentlichkeitsarbeit bei der Berufsfeuerwehr in Mainz tätig.

„Wir haben da eine Lage“ – ob Hochwasser, Großbrand oder Schneechaos: Wenn es Ernst wird, braucht es erfahrene Profis, die schnell, besonnen und klug reagieren. Auch in der Kommunikation.

Podcast Kleinstadtniveau

Amtshelden stellen sich neu auf #60 Kleinstadtniveau – Social Media für Verwaltungen

Wir haben in den letzten Wochen und Monaten intensiv an Amtshelden gearbeitet und mal wieder einige spannende Veränderungen vorgenommen. In der aktuellen Folge Kleinstadtniveau verraten wir, was nun anders ist und wie wir das zweite Halbjahr 2024 planen. Übrigens: Zum allerersten Mal könnt ihr unseren Podcast auch als Video auf YouTube anschauen! Video-Podcast: https://youtu.be/JGs8UdP5peY Unsere Webinare im Herbst/ Winter 2024: https://www.amtshelden.de/webinare-workshops/ Neu! Der Amtshelden Newsletter: https://www.amtshelden.de/amtshelden-newsletter/
  1. Amtshelden stellen sich neu auf #60
  2. Twitch für Behörden: Neue Wege in der Bürgerkommunikation #59
  3. Heute Show scherzt über Schweinfurt – Stadt kontert humorvoll #58
  4. TikTok-Strategien für Behörden – Expertentipps von Magnus Folten #57
  5. Strategie: Warum ALLE keine Zielgruppe ist und wie man auch als Behörde Ziele definiert #56

Schneechaos im Rheingau-Taunus-Kreis

Ende November wurde der Landkreis vom Umland abgeschnitten und mehrere hundert Menschen waren in ihren Fahrzeugen eingeschlossen und mussten gerettet werden. „Also eine besondere Lage mit einer gewissen Dramatik. So hat Michael im Namen des Rheingau-Taunus-Kreises dann auch über die sozialen Medien schnell kommuniziert, die Lage beschrieben und die Menschen einfach erstmal auf dem Laufenden gehalten. Das hat natürlich auch dazu geführt, dass die sozialen Medien sozusagen der Kommunikationsanker wurden und der Landkreis die Kommunikationshoheit hatte und sehr wenig Fake News oder Ähnliches verbreitet wurden. So waren Lob und positive Nachrichten in Richtung der Rettungskräfte die Mehrheit der Kommentare. Das führte aber auch dazu, dass die Bürger:innen viele Fragen stellten und nicht wussten, an wen sie sich in solch einer Lage wenden können. Das ist nämlich nicht der Notruf, wenn man wissen möchte, welche Straßen noch nutzbar sind oder was alles gesperrt wurde“, so Kleinstadtniveau.

Durch die Kommunikation über viele verschiedene Kanäle kann vielen Bürger:innen geholfen werden und sorgt für Vertrauen in die Arbeit des Landkreises und der Verwaltung. So entsteht selbst in einer Krisensituation eine ganz neue Wahrnehmung, die zeigt, dass die Verwaltung für die Menschen da ist und ihnen in einem Krisenfall hilft.

Podcast Kleinstadtniveau

„Der verbindende Punkt ist immer Kommunikation“

„So wie es aussieht, wird das Thema Katastrophen in den nächsten Jahren nicht weniger werden. Stichwort Klima, Hitze, Extremwetter. Und gleichzeitig haben wir mit Social Media ein stärkeres Werkzeug, um Menschen zu erreichen, um mit Menschen gut zu kommunizieren, um sie auch zu schützen oder im Zweifel sogar Leben zu retten“, sagt Christian Rosenberger. „Es ist zwingend notwendig, dass sich jemand explizit um diesen Teil [Anm. d. Red.: Krisenkommunikation] kümmert, der auch die Zeit dafür hat, der auch die Ressourcen dafür hat und eben das Vertrauen, dass man sich auch an neue soziale Medien heranwagt und einfach mal schaut, wie das funktioniert, um es dann entweder zu lassen oder sogar auszubauen“, ergänzt Michael Ehresmann. „Das Schlimmste, was wir machen können, ist, in einer Situation, die die Öffentlichkeit wahrnimmt und auch als mögliche Bedrohung wahrnimmt, dann nicht zu kommunizieren. Das ist das Schlimmste, was wir machen können“, so Ehresmann weiter. „Oder aus Angst und dann erst fünfmal abstimmen und dann nach vier Stunden: Achtung, es gibt einen Einsatz.“

„Und meiner Meinung nach ist Kommunikation der Schlüssel zu allem“, sagt Christian Rosenberger. „Die Katastrophe im Ahrtal, die wirkt immer noch nach. Und ganz ehrlich: Das hat das Vertrauen in den Staat, der da ist, der die Menschen schützt, der sie warnt und – wenn es schlimm wird – auch rausholt, im ganzen Land massiv und nachhaltig beschädigt. Deshalb ist das Ganze tatsächlich auch eine Demokratiefrage“, so Julia Lupp. „Wir sollten jede Gelegenheit nutzen, den Staat als leistungsfähig, stark und handlungsfähig zu zeigen. Nicht nur inhaltlich, sondern auch kommunikativ. Deswegen halte ich das für unheimlich wichtig und wir können gar nicht genug Ressourcen in die Kommunikation stecken.“ Und die sozialen Medien helfen dabei: „Die sozialen Medien sind so wertvoll und gerade in der Krisenkommunikation aus meiner Sicht durch nichts zu ersetzen. Mit nichts sind wir so schnell, so direkt und so nah bei den Menschen“, bestätigt Julia Lupp. „Das schaffen wir mit keinem anderen Medium und deshalb gibt es keine Alternative mehr.“

Die Verantwortlichen müssen verstehen, welche Bedeutung eine gute Krisenkommunikation hat und welche Risiken sie mittragen, wenn sie es nicht machen.

MICHAEL EHRESMANN, PODCAST KLEINSTADTNIVEAU, FOLGE 51

Hintergrund: Was ist ein Kreisbrandmeister?

„Zur Unterstützung der Kreisbrandinspektorin oder des Kreisbrandinspektors kann der Kreisausschuss auf Vorschlag der Kreisbrandinspektorin oder des Kreisbrandinspektors den örtlichen Gegebenheiten entsprechend Kreisbrandmeisterinnen und Kreisbrandmeister ernennen, die ehrenamtlich tätig sind und in ein Ehrenbeamtenverhältnis berufen werden sollen. […] Die Kreisbrandinspektorin oder der Kreisbrandinspektor sowie die Kreisbrandmeisterinnen und die Kreisbrandmeister nehmen die Aufgaben des Abwehrenden Brandschutzes einschließlich der Allgemeinen Hilfe im Rahmen des Brandschutzaufsichtsdienstes wahr,“ so das Hessisches Brand- und Katastrophenschutzgesetz (HBKG) in § 13.


Coming soon: Fachbuch „Presse- und Öffentlichkeitsarbeit bei der Feuerwehr“

Im Zeitalter von Internet und Social Media ist eine aussagekräftige und zielgerichtete Öffentlichkeitsarbeit längst nicht mehr nur ein kleiner Teilbereich im Aufgabenspektrum der Feuerwehr. Die Autoren Jannik Stiller, Heiko Hahnenstein, Michael Ehresmann und Sebastian Baum bieten eine Übersicht zu den unterschiedlichen medialen Formen und zur persönlichen Präsentation beispielsweise von Interviews. Da eine nachhaltige Imagepflege wichtig zur Mitgliedergewinnung und -erhaltung ist, vermittelt das Buch auch die nötigen Kompetenzen zum Umgang mit negativer Presse. Praxisbeispiele positiver Mediennutzung, Checklisten sowie Social-Media-Guidelines runden den Inhalt ab.

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